The True Story of mOnsterpunk (2024)
Kapitöl 1 – Die Begegnung
Es begab sich eines Sommers im ausgehenden 20. Jahrhundert auf einem Open-Air-Konzert in Karlsruhe, dass zwei damals noch junge Männer mit übereinstimmenden Vorlieben für die Klänge harter Gitarrenmusik und dem Genuss eines sorgfältig, mit vielen Auflagen versehener, nach alt-überlieferter Kunst gebrautem Getränk aufeinander trafen.
Zu jener Zeit waren beide noch unter bürgerlichen Namen und weitestgehend inkognito unterwegs. Nicht einmal ihre ihnen schon damals zu Füßen liegende Umwelt konnte auch nur im Geringsten erahnen, welch tiefgreifende Folgen diese Begegnung nicht nur für diese beiden jungen Männer und ihre unmittelbare Umgebung, sondern auch für die gesamte Musikwelt haben würde. War dies Zufall? Schicksal? Oder hatte gar ein übermächtiger, bis dato nicht für existent gehaltener Gott, dessen irdische Aufgabe ausschließlich in der Förderung eigenwillig bearbeiteter vier- bis sechssaitiger Instrumente zu bestehen scheint, seine langen Finger im Spiel? Diese Frage konnte bislang noch nicht genau geklärt werden, aber zwischenzeitlich kennen wir den Namen dieses Übermächtigen, der später einen bändhistorisch geschichtsträchigen Song mit genau diesem Titel zieren sollte und zum zwischenzeitlich vor Berühmtheit und Beliebtheit strotzenden Logo werden sollte: fish A !!
Dieser sorgte umgehend dafür, dass die beiden bereits bei der ersten Begegnung bald des Redens müde wurden und stattdessen eine vorzügliche Zwei-Mann-A-Capella-Version des alten AC/DC-Gassenhauers „T.N.T.“ (Oi!!) intonierten, welche vom anwesenden Publikum frenetischst gefeiert wurde!!
Kapitöl 2 – Chordophonische Verschmelzung & semi-akustische Offensiven
Nicht lange dauerte es, da trafen sich die beiden immer öfter, nahmen sich mit ihren chordophonischen Holzklangkörpern mehr oder minder bekannte Songs zu den Brüsten und schrammelten bei jeder sich gebenden Gelegenheit ihre Umwelt zu deren ergebenstem Entzücken voll. Außerdem spielten sie im noch sehr jungen dritten Jahrtausend ihre erste CD ein, bestückt mit Klassikern von Monster Magnet bis Lack, von New Model Army bis Nirvana, live eingespielt in den zu diesem Zeitpunkt noch namenlosen ersten legendären m0nsterpunkshoprecords-Studios in HepSoulCao. Betitelt wurde dieses erste Album einer geistigen Eingebung folgend mit dem wohlklingenden Namen „monster punk – ONE“.
Dann war die Zeit reif, sich um eigene Stücke zu kümmern und die beiden taten, ohne es zu wissen, wie vom übermächtigen fish A geheißen, schrieben binnen eines Jahres elf brillante Songs, variabel instrumentiert, mit akustischer, elektrischer und Bassgitarre, allesamt fixiert und veröffentlicht auf der EP „Chordophonium“ und dem Album „Lick Your Wounds“.
Kapitöl 3 – Die Definition
Im April 2004 konnte dank moderner Kommunikationstechnik ein Schlagzeuger gefunden werden, der die Zeichen der Zeit erkannt hatte und zusammen mit Micha Monster und Pändy Punk den damaligen Grunk-Rock mitentwickelte sowie mittels Verknüppelung zur zeitweiligen Vollendung brachte: Butch the Spine!! Innerhalb von nur sieben Wochen wurden von mOnsterpunk in nun klassischer Dreier-Besetzung sieben Songs im Proberaum live aufgenommen und als CD mit dem schönen Titel „never say it!!“ beim Gig-Debüt beim legendären Rheinfeldener Judge Meadow Festival live präsentiert. Dabei schrubbten die drei nicht nur das Publikum, sondern auch die Fußball-Nationalmannschaft beim EM-Murks gegen Lettland in Grund und Wiesenboden!! Argl!!
Es folgten zwei sehr kreative Jahre. Das Live-Repertoire konnte auf eine gute Stunde erweitert werden, es wurden viele neue Songs geschrieben, nicht zuletzt der oben erwähnte geschichtsträchtige, das Volk wurde auf manch Konzert von Pforzheim bis München, von Eichstetten bis Grenzach-Whylen gerockt, dazwischen auch immer wieder bei Freiburger Heimspielen. Es wurden sechs Songs unter Studiobedingungen eingespielt und von einem lässigen Typen mit Enten-Hintergrund aufgenommen – nämlich das mittlerweile mit Kultstatus behaftete Album „pink dots in blue“, von welchem bis heute über hundert Exemplare in Umlauf gebracht werden konnten.
Leider mussten sich die beiden Gründungsmitglieder dieser ihrer Zeit weit vorauseilenden Bänd im Juni 2006 von ihrem sehr geschätzten Rückgrat verabschieden, the Spine verließ aus privaten Gründen die Bänd, ein herber Rückschlag!!
Kapitöl 4 – Progressiv aus dem Tief
Doch erneut ließ sich fish A formerly known äs oben erwähnter überirdischer Helfer nicht lange bitten und schickte umgehend einen neuen dritten Mann, der ab sofort für die Frontrocker den Rücken freihielt: Sir Naughty Ed!!
Nun zogen sich die Protagonisten zunächst zurück in ihre Homebäse, den Proberaum inmitten eines großen Weinkellers in der südwestdeutschen — mit Verlaub — Vollprovinz, um weiter an neuen Stücken und am neuen, durchaus als innovativ zu bezeichnenden Sound zu arbeiten. Es sollte die wohl kreativste Phase der neuen Ära folgen: nämlich die Weiterentwicklung weg vom bis dahin zur Vollendung gebrachten wie ebenso leidenschaftlich praktizierten Grunk-Rock, nunmehr hin zum nicht weniger seelenbehafteten New-Wave-Avantgarde-Punk.
Geradezu genüsslich wurde der Schorf des Vergangenen abgestreift und frisch sprießende Einflüsse konnten gedeihen, die schließlich in einem der erfolgreichsten Auftritte des willigen Dreiers gipfeln sollten: Ende des sich sommerlich warm zeigenden Ex-Regenmonats April durfte ein fabelhaftes Konzert im Auggener Sternen gespielt werden, in dessen Verlauf die Musikanten so einige neue Fäns gewinnen konnten. Und dem noch nicht genug, fanden bereits im darauf folgenden Monat Aufnahmen für eine neue CD statt. In nur zwei abendlichen Sessions wurden fünf Songs eingespielt und eingesungen, die den aktuellen Status dieser sich als immer eigenwilliger entpuppenden und praktisch unschubladisierbaren Bänd vortrefflich zu dokumentieren wusste.
Gleichzeitig sollte „tiny little cages“ zum großen Schrecken der unmittelbar Beteiligten nach nur einem kurzen Jahr das Ende der Schlagzeugerkarriere des Sir Naughty Ed bedeuten. So stand der Sommer des Jahres mit der vermeintlichen Glückszahl am Ende ganz im Zeichen des Wartens und der Ungewissheit, der Probelosigkeit, der Überlegung diversester, potenzieller Zukunftsaussichten und eben der Suche nach neuen Kandidaten fürs Schlagwerk.
Kapitöl 5 – die gludernde Flut
Just nach dem Ende von Sir Naughty Ed’s fabulöser Karriere als Stöckchenswinger begann die Ära einer nebulösen Barriere in den Gedächtnisprozessen manch frisch alternder, doch fast immer noch ein ganz klein wenig jungen Männer: Es tat sich nach vermeintlich erfolgreicher Annoncierung eines Trommelbesetzungsgesuchs in den Hirnen eine merkwürdige Spirale aus Dunkelheit auf, zuerst ein kleiner Spalt nur, der alsbald einen mächtigen Sog entwickelte und zu einem kwasi Vulkan rückwärts, also Ausbruch nach innen, also der einen Einbruch mit sozusagen strudelhaftem Verhalten entfachte.
Kapitöl 6 – Spinale Reinkarnation
Irgendwann erwachten die beiden; im Proberaum stehend, augenreibend, einer den bassigen Saitenklinger, der andere die gitarrische Saitenklingerin um den Hals hängend – und am Schlagzeug saß: Butch, the Spine!! Woher auch immer er kam, er machte tack-tack-tack, Micha Monster brüllte – äh – sang fast engelsgleich los: „i don’t wanna mess with you …. never mind a facking wörd i’m not the one to wipe your dört aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaarg haha-haha aaaaaaaaaaaaaaaaaarr — rrrrglgrrrrr!!!!!“ – mOnsterpunk war wieder komplettiert!! Nun konnte es wieder losgehen, fish A hatte gerufen, die mOnsterpunx schrieben und kreierten Songs, holten altes aus der Schublade, um neues draus zu basteln.
Zum Zehnjährigen im Eimer wurde die bislang letzte Veröffentlichung des mOnsterpunkigen Schaffens getätigt: „Endophobie – the 10 years wörkschau“. Zehn Aufnahmen schafften es hierauf, darunter eine zwölfminütige Session namens „Psychokiller of Gods“ aus 2010, das damals aus 2011 fast neue Stück „Drivers“ im electric droid mix, das bisher unveröffentlichte „aNtitriGger“ Live 2013 in Heitersheim sowie das 2014 funkelnagelneue „togo“.
Doch stören seit geraumer Zeit stets und verlässlich systematische Unwägbarkeiten und andere Schäbigkeiten des Universums beim ungehinderten Chordophonieren und es sind die unkreativen Zwangspausen bei weitem länger geworden, derweil die Protagonisten ihre Unperfektion in teils langen Jäms im Proberaum mehr und mehr zu perfektionieren wissen. Und natürlich entstanden und entstehen nach wie vor neue Songs, manche sogar über einen Zeitraum von weit weniger als einer Dekade. Der Sound entwickelt sich weiter, Einflüsse von den eigenen Roots über Inspiration durch eigene musikalische Vorlieben bis hin zu Einflüssen aus aktuellen und vergangenen Projekten der Protagonisten lassen den Sound weiter wachsen, trotz aller Widrigkeiten, die sich den sich noch immer fast erfolgreich gegen das Altern stemmende und von fish A stets protegierten Protagonisten in den Weg werfen.
Kapitöl 7 – Anhaltende Metamorphosis
Ganz normal lästige Alltäglichkeiten und entfernte Wohnorte lassen bis heute dennoch immer wieder Proben in regelmäßig unregelmäßigen Abständen zu; auch Gigs konnten verbucht werden, zwischen Nürtingen und Heitersheim, in Freiburg, Offenburg und vom Kaiserstuhl bis Tübingen, doch waren solche Essenzen des Wirkens deutlich rarer gesät, als noch in der ersten Sturm-und-Drang-Dekade des ehemals fabrizierten Grunk Rock, der mittlerweile über den New-Wave-Avantgarde-Punk zum Post Depressive Noize Punk metamorphierte. Und natürlich war auch bei dieser vorzüglichen Bänd eine Weile lang Seuche und trat zusätzlich die Bremsen fest an.
Doch gibt es diverse Meilensteine zu verbuchen: Ein Live-Highlight war sicherlich der 2014er Gig zum zehnjährigen Jubiläum im Freiburger Eimer, der 2015er Auftritt in der Seegrasspinnerei im Rahmen des Nürtinger Spacken-Festival, danach die höchst aufwertende Beschallung vereinzelter Privat-Partys vor und nach der Seuche und zuletzt ein ziemlich abgefeierter Gig im Januar 2024 in Tübingen im Party- und Radauraum des Tübinger Studi-Wohnheims Pfleghof. Und so geht die Show weiter, denn eins ist klar: Totgesagte leben länger und mOnsterpunk will never die!!
(März 2024)